Tonformate

Anfang Juni erscheint ein neues VISATON Heimkino-Bauvorschlagsheft. Es enthält eine Reihe neuer Kombinationen für die immer stärker wachsende Mehrkanal-Fangemeinde. Das reicht vom auch hier im Profi-Club-News vorgestellten CT 100 System über ARIA-Kombinationen bis zu Vorschlägen für CoupletVox 252 und Concorde MK II.

In diesem Zusammenhang stellen wir immer wieder durch Anfragen in unserer Hotline fest, daß die neuen Formate und Medien im Heimkinobereich teilweise für recht starke Verwirrung sorgen. Welche Lautsprecher werden gebraucht und wie viele? Was bedeuten die vielen Abkürzungen und Logos auf Playern, Receivern und Software?

Wir haben deshalb hier kurz in einigen Stichworten wichtige aktuelle Tonformate und Normen zusammengefaßt. Neben den bereits etablierten 5.1-Formaten (fünf Kanäle plus Subwoofer) sind auch die neuen 6.1-Formate und hochauflösenden Systeme erwähnt.

Als Lautsprecherhersteller können wir uns natürlich über jedes neue System, das mehr Lautsprecher verlangt, freuen. Schließlich könnten wir einem Kunden, der bisher nur zwei Boxen brauchte, nun 6, 7, 8 oder noch mehr Lautsprecher verkaufen. Aber wenn das dazu führt, daß man als Kunde total verunsichert wird, ob man das heute gekaufte Gerät in einem Jahr noch verwenden kann und ob es noch Software dafür geben wird, kann das nicht im Interesse der Geräte-Industrie sein. Glücklicherweise ist das auf der Lautsprecherseite weniger kritisch. Gut klingende Boxen lassen sich nach wie vor in die Systeme integrieren.

Die Frage, ob auf den Surround-Kanälen Dipole oder direkt abstrahlende Boxen eingesetzt werden sollten, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Dipole haben ein diffuses Schallfeldund sorgen so für eine starke Räumlichkeit bei der Wiedergabe der Surround-Effekte. Das funktioniert aber nur dann richtig, wenn die Dipole optimal plaziert werden können, d.h. genau seitlich neben dem Hörplatz, etwas oberhalb des Ohres. Ist das nicht möglich, sind direkt abstrahlende Boxen oder Rundstrahler wie die Fontana vorzuziehen. Mehrkanalige Musikaufnahmen sind ohnehin in der Regel für direkten Surround-Schall abgemischt.
Das gängigste digitale Mehrkanalsystem ist Dolby Digital, hinzu kommt DTS. Trotz Datenreduktion bieten beide, insbesondere DTS, sehr guten Klang. Bei voller Bestückung werden 5 Lautsprecher und ein Subwoofer benötigt (5.1), wobei je nach Konfiguration des Decoders und Leistungsfähigkeit der anderen Lautsprecher auf den Subwoofer oder den Center auch verzichtet werden kann.

Die neuen 6.1 Formate Dolby Digital EX und DTS-ES unterstützen zusätzlich noch einen Center-SurroundKanal, der für noch realistischeren Surroundsound und perfekte Ortung sorgen soll.

DVD-Audio und SACD bieten High-End Klang ohne Datenreduktion. Welches der beiden Systeme sich zukünftig durchsetzen wird, ist noch ungewiß. Mittlerweile gibt es auch Kombi-Player, die beides können.

Abkürzungen der Kanalbezeichnungen:

FR Front Rechts
FL Front Links
C Center
S Surround
SR Surround Rechts
SL Surround Links
SB Surround Back

 

PCM
– Unkomprimiertes Tonformat, wie es auf CDs und einer Reihe von Musik-DVDs zu finden ist.
– Aufgrund des hohen Platzbedarfs nur 2 Kanäle.
– Bei einigen High-End Musik-DVDs wird die höhere Speicherkapazität genutzt und der PCM-Ton in höherer Auflösung (24 bit) und Abtastrate (96 kHz) gespeichert.

Dolby Surround Pro LogicDolby Surround Pro Logic
– Analoges Mehrkanalsystem, das bereits seit den 80er Jahren bekannt ist. Wird aus den beiden Stereokanälen dekodiert.
– 4 Kanäle: FL, FR, C, S.
– Schwächen: Surround-Kanäle nur monophon und mit beschnittenem Übertragungsbereich (100 – 7000 Hz).<p>

Dolby Surround Pro Logic 2Dolby Surround Pro Logic II
– Neues Format, das aus den konventionellen surroundkodierten oder Stereo-Kanälen 5 Kanäle generiert. Deutliche Verbesserung gegenüber Pro Logic, da zwei getrennte Surround-Kanäle mit vollem Übertragungsbereich bis 20 kHz generiert werden. 
– Verschiedene Einstelloptionen ermöglichen eine bessere Anpassung an die Raumbedingungen und die Tonquelle, z.B. Balanceeinstellung zwischen Front und Surround und individuelle Einstellung der Präsenz des Centers (von reiner Center-Wiedergabe über anteilige Wiedergabe von Hauptlautsprechern und Center bis zum Phantom-Betrieb nur über Frontlautsprecher).

Dolby Digital

– Digitales Kodierungssystem mit bis zu 6 getrennten Kanälen (von 1.0 (Mono), über 2.0 (Stereo) bis 5.1: FR, FL, C, SR, SL, SUB). Früher auch als AC-3 bezeichnet. Der Subwooferkanal wird auch LFE-(Low Frequency Effect)-Kanal genannt und überträgt ca. 20–120 Hz. Alle anderen Kanäle übertragen den vollen hörbaren Bereich von 20 – 20.000 Hz. 
– Daten werden komprimiert (ca. Faktor 8).
– Am weitesten verbreiteter Mehrkanal-Tonstandard, da weltweit im DVD-Standard vorgeschrieben. Neben DVDs auch beim digitalen Fernsehen zu finden.

Dolby Digital EX
– Neue Weiterentwicklung von Dolby Digital. Durch Matrix-Dekodierung wird ein zusätzlicher rückwärtiger Center-Kanal (Surround Back) aus den Surroundkanälen errechnet (aus 5.1 wird 6.1). Soll für bessere Ortung der Effekte sorgen.

DTS (Digital Theater System)
– Digitales Mehrkanlsystem für 5.1 Kanäle wie Dolby Digital, jedoch mit höherer Auflösung und geringerer Komprimierung.
– Theoretisch besserer Klang als bei Dolby Digital möglich.

DTS-ES Matrix
– Erweiterung des DTS-Systems um einen Surround-Back-Kanal, der wie bei Dolby Digital EX aus SL und SR errechnet wird (6.1).

Dolby Digital EXDTS-ES Discrete
– Hier wird der SB-Kanal als echter zusätzlicher Kanal auf der DVDgespeichert.
– Für eine bessere Schallverteilung werden für den Surround-Center-Kanal oft zwei Surround Back-Lautsprecher verwendet (SBL, SBR).

Dolby Digital EX 6.1DTS Neo:6 
– Der DTS-Matrix Prozessor wird hier verwendet, um aus jeder Stereoaufnahme 5.1 oder auch 6.1 Kanäle zu erzeugen (ähnlich Dolby Surround Pro Logic II). Zwei Modi sind wählbar: Cinema für surroundkodierten Stereo-Filmton und Music für Stereo-Musikaufnahmen.

 

MPEG Audio
– Weiteres Kodierungsverfahren für 5.1-Ton. War ursprünglich als Standard für Europäische DVD-Player vorgesehen. Hat sich nicht durchgesetzt und ist heute ohne Bedeutung.
– Nicht zu verwechseln mit MPEG 2, das weltweit für die Kodierung der Bilddaten auf DVDs eingesetzt wird.

THX 
– Kein Tonformat sondern, eine Reihe von Standards und Technologien, die von Lucasfilm Ltd. aufgestellt wurden. Geräte oder Systeme, die nach THX zertifiziert sind, müssen bestimmte Qualitäts- und Leistungstests bestehen.
– Es gibt zwei Klassen: THX Select und THX Ultra, wobei Select eine etwas abgerüstete und auf normale Wohnraumbedingungen angepaßte Variante ist.

DVD-Audio
– Neuer Standard, um Mehrkanaltechnik und hohe Auflösung zu verbinden. 
– Bis zu sechs Kanäle mit 24 bit / 96 kHz oder zwei mit 192 kHz Takt können verarbeitet werden.
– Verlustfreie Komprimierung der Daten.
DVD-Audio läuft nicht auf DVD-Video-Playern, es sei denn, es ist zusätzlich noch ein Dolby Digital-Soundtrack auf der Scheibe gespeichert. DVD-Audio-Player sind aber auch vollwertige DVD-Video Geräte.

SACD (Super Audio CD)
– Zweiter neuer Standard für Mehrkanaltechnik mit hoher Auflösung. 
– Ebenfalls bis zu sechs Kanäle mit 24 bit / 96 kHz oder zwei mit 192 kHz Takt und verlustfreie Komprimierung.
– Läuft nur auf speziellen SACD-Playern. Es gibt aber Hybridscheiben, die zusätzlich noch eine zweite Schicht mit einer CD-kompatiblen Spur enthalten, die auf normalen CD-Playern gespielt werden kann (natürlich nur normale Auflösung und Stereo).